Natrium Chlorid: Carl Mørck Hörbuch von Jussi Adler-Olsen

Natrium Chlorid: Carl Mørck Jussi Adler-Olsen (Autor), Wolfram Koch (Erzähler), Der Audio Verlag (Verlag)


Natrium Chlorid: Carl Mørck Jussi Adler-Olsen (Autor), Wolfram Koch (Erzähler), Der Audio Verlag (Verlag)

An ihrem 60. Geburtstag begeht eine Frau Selbstmord. Ihr Tod führt zur Wiederaufnahme eines ungeklärten Falls aus dem Jahr 1988, der Marcus Jacobsen einst mit seinem besten Ermittler Carl Mørck zusammengeführt hat. Bald ist klar: Seit drei Jahrzehnten fallen Menschen einem gerissenen Killer zum Opfer, der tötet, ohne dass ihm ein Mord nachgewiesen werden kann. Er wählt Opfer und Todeszeitpunkt mit Bedacht und Präzision. Bis jetzt konnte niemand ihn stoppen. Und nicht nur weil die Corona-Maßnahmen die Ermittlungsarbeiten zusätzlich erschweren, bringt dieser Fall das Sonderdezernat Q an seine Grenzen.
 
Produktinformation
Spieldauer     16 Stunden und 18 Minuten
Geschrieben von     Jussi Adler-Olsen
Gesprochen von     Wolfram Koch
Whispersync for Voice     Verfügbar
Audible.de Erscheinungsdatum     27 November 2021
Verlag     Der Audio Verlag
Format     Hörbuch
Version     Ungekürzte Ausgabe
Sprache     Deutsch
ASIN     B09KCG6HXM
Amazon Bestseller-Rang     Nr. 47 in Audible Hörbücher & Originals (Siehe Top 100 in Audible Hörbücher & Originals)
Nr. 2 in Skandinavienkrimis
Nr. 2 in Krimis für Hartgesottene
Nr. 3 in Krimis über Kommissare & Wachtmeister
 
 
 

 

Ähnlich wie das Team rund um den norwegischen Ermittler Harry Hole ist mir die Mannschaft des Sonderdezernat Q um ihren kauzigen Leiter Carl Mørck regelrecht ans Herz gewachsen. Nachdem es in Opfer 2117 wirklich hoch her ging, machte ich mir regelrecht Sorgen um die Zukunft von Carl, Assad, Gordon und Rose und war regelrecht erleichtert als ich erfuhr, dass es weiter geht.

In Band 9 der Carl Mørck ist das Team der sonderbaren Begebenheit auf der Spur, dass sich an mehreren Tatorten über viele Jahre hinweg verstreut ein Häufchen Salz in der Nähe der Leiche zu finden ist. Darüber hinaus spitzt sich ein alter Fall, in den Carl, sein früherer Kollege, der jetzt vom Hals abwärts gelähmte Hardy und deren bei einem Schusswechsel verstorbene Kollege "Anker" involviert waren, weiter zu. Als würde das nicht reichen, wird Kopenhagen auch noch von einer auch in anderen Regionen bestens bekannten Infektionskrankheit heimgesucht und lahm gelegt.

Ich bin wirklich ein großer Freund der Carl Mørck-Reihe geworden, fand es spannend, wie sich die Krimis von relativ blutrünstigen Thrillern zu etwas sanfteren, eher auf der psychologischen, teilweise auf der politischen Ebene stattfinden entwickelten. Das Familiäre, das immer mehr aufkommt, wenn einem die Figuren des Teams immer näher gebracht werden, man als Leser Krisen mit ihnen durchsteht, Erfolge feiert und Misserfolge betrauert, macht für mich auch einen großen Reiz dieser Reihe aus.

"Natriumchlorid" fand ich ehrlich gesagt bis etwa zur Hälfte etwas umständlich erzählt und hatte den Eindruck, es ginge etwas zäh voran. Inwieweit ich dabei Adler Olsen etwas vorwerfe, was im Grunde auch die Qualität dieser Reihe ausmacht, mag man diskutieren. Passagenweise ist die Arbeit des Ermittler-Teams wohl einigermaßen nahe dran an dem wie Kriminalpolizeiarbeit wirklich funktioniert, nämlich weniger im Nahkampf und durch brilliante Geistesblitze mit denen plötzlich 10.000 Fragen gelöst werden, sondern eher dadurch, dass Informationen aus 10.000 Akten zusammengetragen und gesichtet werden. Spannend ist das für den deutschen Durchschnitts-Thriller-Leser, für den ich mich halte und der durch Sebastian Fitzek ein wenig "versaut" wurde nur bedingt. Ab der zweiten Hälfte lösen sich die Puzzle-Teile dann allmählich - nicht zu schnell und nicht zu langsam - auf und ich hatte wirklich Schwierigkeiten, das Buch wegzulegen, was mir obwohl ich ein begeisterungsfähiger und ausdauernder Leser bin und aktuell mir auch noch gut Zeit für lange Lesestrecken nehmen kann, kaum passiert.
Ich war am letzten Tag regelrecht traurig, dass meine Frau und ich zu einem privaten Termin aufbrechen mussten, und noch 20 Seiten übrig waren.
Das Buch ist insgesamt sehr spannend, nimmt in ab etwas der Hälfte so richtig Fahrt auf und gehört zu den besten dieser ohnehin schon sehr gelungenen Reihe.

Im Folgenden diskutiere ich einen Schwachpunkt, bei dem es sein könnte, dass er für diejenige oder denjenigen, die/der das Buch noch nicht gelesen hat, SPOILER darstellen. Wer das nicht möchte BITTE HIER NICHT WEITERLESEN!

Kritikpunkt: der Haupttäterin wird im Buch seitens ihres Psychiaters eine OCD diagnostiziert, also eine Obsessive-Compulsive-Disorder, zu Deutsch: Zwangsstörung und damit werden ihre Morde begründet. Das ist psychopathologisch grober Unsinn: Menschen mit Zwangsgedanken erkennen diese als unsinnig an und führen Handlungen zu deren Neutralisierung durch, da sie Angst haben allein schon durch die Gedanken schaden anzurichten. Zwangsgedanken mörderischen Inhalts sind denkbar, führen aber nicht zur Tat, sondern zu neutralisierenden Handlungen oder gedanklichen Ritualen, sind für die Betroffenen häufig sehr quälend, aber nicht gefährlich. Viele Gewalttäter pflegen Gewaltphantasien, erleben diese aber häufig eher als neutral oder gar angenehm und kämpfen eben nicht gegen sie an.
Wahnhafte Erkrankungen jedweder Art können auch zu aufdringlichen Gedanken führen und hier kommt es auch immer mal wieder zu Gewalt, aber auch der übergroße Anteil der Patienten mit Erkrankungen, die einen Wahn beinhalten tun keinem Menschen etwas. Die Diagnose OCD verträgt sich übrigens nicht mit der Diagnose einer wahnhaften Erkrankung - das ist ein Ausschlusskriterium.
Ist mir wichtig zur Vermeidung der Stigmatisierung der noch etwa 1-2 Millionen Menschen, die unter einer Zwangsstörung leiden und auch der Menschen, die an Schizophrenie oder ähnlichem leiden. Die wenigsten davon werden gewalttätig.